Versorgung mit Ärzten muss sich nach dem tatsächlichen Bedarf richten und nicht nur nach der Einwohnerzahl

Petra Brand

In Bremerhaven wird seit Jahren davor gewarnt, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Haus- und Fachärzt*innen nicht ausreichend sei und sich dieser Zustand in Zukunft verschlimmern wird. In der Nordsee-Zeitung vom 14.4.2022 wird die Hausärztin und Vorsitzende der Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung in Bremerhaven, Dr. Lorenz zitiert, dass es bereits jetzt 5 nach 12 sei. Sie beklagt, dass Politik und Verwaltung in Bremerhaven nichts getan hätten, um ihre schon 2018 vorgebrachten Vorschläge zur Verbesserung der Versorgungssituation umzusetzen.

Petra Brand, Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Stadtverordnetenversammlung, meint dazu: "Ich habe im Gesundheitsausschuss ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die von der Kassenärztlichen Vereinigung des Landes Bremen ausgerechneten Zahlen für den Versorgungsgrad von Bremerhavener Bürger*innen nicht dem tatsächlichen Bedarf entsprechen. Wenn Patient*innen mit akuten Beschwerden monatelang auf einen Termin warten müssen, dann gibt es nicht genügend Arztpraxen. Kassenpatienten scheitern oft schon an der telefonischen Weiterleitung, sie haben kaum eine Chance auf einen zeitnahen Termin. Die Aussage des Gesundheitsstadtrates, es gäbe in Bremerhaven rechnerisch keinen Mangel, hat mit der tatsächlichen Versorgungssituation nichts zu tun.

Diese Untätigkeit, den Ärztemangel zu bekämpfen, generiert an anderer Stelle neue Probleme: Die Notdienste werden vermehrt belastet, wenn Krankheiten verschleppt werden und Patient*innen den Weg zur Hausarztpraxis nicht mehr schaffen. Die Politik muss sich endlich um eine attraktivere allgemeine Infrastruktur in Bremerhaven bemühen und nicht nur Leuchtturmprojekte fokussieren. Ärzt*innen brauchen einen Anreiz für die Niederlassung, sie möchten ihre Kinder in Kitas gut aufgehoben wissen und ihnen eine gute Schulbildung ermöglichen. Sie möchten in eine lebenswerte, gesunde und lebendige Stadt ziehen, sonst entscheiden sie sich für einen anderen Standort. Es wäre auch wirklich begrüßenswert, wenn zusätzliche Studienplätze durch eine medizinische Fakultät in Bremen geschaffen würden. Dann würden nicht so viele angehende Mediziner für immer wegziehen".